Herbst-Doppelkonzert der Jugendkapellen Wolfach und Oberharmersbach am 18. November 2017 in der Festhalle Wolfach
Schwarzwälder Bote, Ausgabe 20.11.2017, Autor Matthias Dorn
Joachim Riester habe nicht lange überlegen müssen, als der Oberharmersbacher Dirigent Siegfried Rappenecker fragte, ob die Jugendkapellen gemeinsam auftreten könnten. Riester und Rappendecker kennen sich seit über 30 Jahren, da war diese Idee schon lange überfällig.
Wolfach . So war es dann am Samstagabend so weit: Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert und die zahlreichen Zuhörer in der gut besuchten Festhalle bekamen im Nachgang der Debatte um die Erhöhung der Ausbildungsgebühren ( wir berichteten) von den 45 Musikern der Jugendkapelle Wolfach mit der "Overture For A New Millenium" gleich ein technisch anspruchsvolles Werk an aufregenden Rhythmen und Harmonien geboten, das jeden Cent der diskutierten Ausbildungskosten wert war.
Danach gingen die "Hausherrn" auf der John-Harlin-Route den Spuren des tödlich verunglückten Bergsteigers durch die berüchtigte Eiger-Nordwand nach. James Swearingens kompositorische Nacherzählung der Kletterroute begann verhalten fröhlich mit dem Aufbruch an der Kleinen Scheidegg und nahm das Publikum durch die bergsteigerisch sowie musikalisch technisch kniffligen Schlüsselstellen hinauf auf den Eigergipfel. Im Finale kamen auch die neuen, mit Mitteln des Fördervereins angeschafften Röhrenglocken der Stadtkapelle, zum dramatischen Einsatz. Zwei Stücke aus der Feder niederländischer Komponisten entführten die Zuhörer nach Brisbane. Die unbeschwerte Klarinetten- und Querflöten-Triller in den unteren Klassen wurden bald durch den von den Bässen straff organisierten Schulalltag der höheren Klassen ersetzt. Im Finale war dann aber wieder Zeit für Einwürfe und Abschweifungen der einzelnen Register.
Beschwingt ging die Reise weiter nach Irland, wenngleich sich die ersten Takte mit Trommelwirbel und Piccolo-Flöte wie ein Wolfacher Narrenmarsch anhörten, gegen Ende dominierten die typisch irischen Melodien mit schnellen Flötenläufen und schrägen, speziellen Dämpfern geschuldeten, Posaunentönen.
Mit bekannten Melodien wie "Halleluja", "I’m Still Standing", "Don’t Worry About The Things" neigte sich der Wolfacher Part dem Ende zuit. Nach "Locomotion“ und einigen schönen Soli von Tobias Haupt (Altsaxopophon), Valentin Kopp (Trompete), Charlotte Ludwig (Posauen) und Maren Stulz (Tenorsaxofon) kamen die Hausherren zur Zugabe: "I Feel Good" von James Brown entließ die Zuhörer beschwingt in die Pause.
Mit lediglich 25 Musikern geriet der zweite Teil des Doppelkonzerts fast schon zur Wohnzimmer-Atmosphäre. Die Trompeter bliesen zur Eröffnung gleich zum Aufmarsch der edlen Rittersleute aus der 1892 uraufgeführten Oper "Mlada" von Rimsky-Korsakov. Dann ging die musikalische Reise weiter zu den Indianern und Eisenbahnpionieren im US-Bundesstaat Oregon. Diese beiden Stücke hätten – in doppelter Besetzung – so auch gut ins Wolfacher Repertoire gepasst. Für das "Concertino Classico" von Philip Sparke stellten die Gäste ihre Flötistin Lena Jilg in den Mittelpunkt, drei Sätze lang nahmen sich die anderen Musiker deutlich zurück – was es fast zu einem Solopart machte. Auch das zweite Solo nahm das Publikum gefangen: Wieder war die Kapelle nur ein vielstimmiges Begleitinstrument und der junge Schlagzeuger Philip Armbruster zauberte am Marimbaphon eine gelungene Variation von Beethovens Mondscheinsonate.
Bürgermeister und Stadtkapellen-Geschäftsführer Horst Polus lauschten den Klängen gleichermaßen verzückt wie nachdenklich. Vielleicht steht das wuchtige Instrument ja schon auf dem Wunschzettel der Stadtkapelle. Im "Hornfestival" bekamen auch die beiden jungen Interpreten noch einen feinen Klangteppich hingelegt. Dann war esZeit für die Zugabe "Crazy Little Thing Called Love" des unvergessenen Freddie Mercury – der ideale Ohrwurm für den Heimweg.
Hintergrund
Im vergangenen Jahr musste das Herbstkonzert der Jugendkapelle Wolfach noch dem Jahreskonzert der Erwachsenenkapelle weichen. Diesmal hatten sich die Organisatoren um den Jugendleiter Mathias Lehmann und Dirigenten Joachim Riester ein besonderes Schmankerl ausgedacht: das Doppelkonzert mit Jugendkapelle des Musikvereins Oberharmersbach.