Die Verpflichtungen der Stadtkapelle als einem zentralen Kulturträger der Stadt Wolfach sind vielfältig. Durchschnittlich zwischen 50 und 55 Proben und über 40 Auftritte sind jedes Jahr nicht nur zu bewältigen, sondern müssen erfolgreich gestaltet werden. Konzerte wie das Jahreskonzert und das Weihnachtskonzert, Kurkonzerte, Konzerte bei Vereinsfesten, Konzerte mit anderen Orchestern, Einsätze gesellschaftlicher, kameradschaftlicher und kirchlicher Art (etwa Prozessionen an Fronleichnam und Patrozinium) erfordern großes Engagement aller Musikerinnen und Musiker.
Im Jahreskreis ist allerdings keine Zeitspanne so intensiv und erfordert mehr Bereitschaft zum Mitwirken und Mitgestalten wie die Zeit vor und an der Wolfacher Fasnet. Trotz des großen Einsatzes, den jeder für die „fünfte Jahreszeit“ bringen muss, ist es für alle Mitglieder der Stadtkapelle jedes Jahr aufs Neue eine Freude, wenn endlich wieder der „Michelesmarsch“, der einzigartige Wolfacher Narrenmarsch, gespielt werden darf.
Wie sagte der frühere Narrenvater der Freien Narrenzunft Wolfach Heiner Oberle als er im Namen der Narrenzunft anlässlich der Anschaffung der damals neuen, heute noch aktuellen Uniform im Jahr 1996 einen Scheck über DM 1.111,- für deren Finanzierung überreichte: „Die Narrenzunft kann sich eine Fasnet ohne Stadt- und Narrenkapelle nicht vorstellen.“
Tatsächlich würde eine Fasnacht ohne „d´Mussig“ nur schwer die Attribute erfüllen, die die Wolfacher Fasnet weit über die Region hinaus bekannt gemacht haben: traditionell, originell, vielfältig, ideenreich, lebendig, ausgelassen, offen, witzig. Ob einer der zahlreichen Umzüge durch die Stadt, ob Narrenversammlungen, Narrenhock, Zunftabend, Zunftball, Straßen- und Wirtschaftsfasnet, ob Narrentreffen oder „fasnetsonntäglicher“ Ausflug ins nähere Umland, stets ist die Stadt- und Narrenkapelle mit einer großen Abordnung vertreten.
Sie bereichert insbesondere mit ihrer vom langjährigen Tenorhornisten Alfred Oberfell in den 1950er Jahren eingeführten „Bratwurschtmusik“ viele närrische Veranstaltungen. Typisch für die „Bratwurschtmusik“ war und ist das Spiel ohne Noten. Auch Jungmusikern bleibt nichts anderes übrig, als sich nach und nach die Vielzahl der Stücke zu erarbeiten, um diese dann auswendig mit den älteren Musikerinnen und Musikern zur Freude der Narren und nicht zuletzt zur eigenen Freude zu spielen.
Das jährlich stets neue Erleben der für Wolfach und die Wolfacher so wichtigen fünften Jahreszeit und das Fieber auf und für ihre Fasnet lässt sich nur schwer beschreiben.